Freitag, 21. Dezember 2012

B(r)ig Brother

Dass Brig video überwacht wird ist ja nichts neues. Aber ich hab da ein kleines VOD von der RZ gefunden, in dem die Stadträtin Sigrid Fischer-Willa Frage und Antwort stehen muss. Durchaus sehr interessant.



(Zitate sind auf Standard-Deutsch übersetzt. Also nicht wundern, wenn es ab und an mal seltsam klingt)
Auf die Frage, warum der Stadtrat auf das Werkzeug Videoüberwachung zurückgreift, antwortet Frau Fischer-Willa:
Wir haben gesehen, wir haben eine steigende Tendenz, von Delikten gehabt. Wir haben, wenn man vergleicht, die Stadtpolizei... die Statistiken der Stadtpolizei vom Jahr 2008 2009 war ganz klar eine steigende Tendenz von einerseits Auseinandersetzungen, Prügeleien, Gewaltdelikten und andererseits aber auch von Schmierereien, Vandalismus, Sachbeschädigungen. Und auch bei der Kapo (Kantonspolizei) sah man, es gab viele Delikte, Diebstahlsdelikte und so.
Diese Statistiken sind meiner Meinung nach nicht mehr aktuell. 2009 ist jetzt auch schon 3 Jahre her.
Ich würde die Statistiken der Stadtpolizei und der Kantonspolizei auch gerne mal sehen.
Darum hat man auch entschieden, jetzt müssen wir da etwas machen und unternehmen. Und ist ja klar, Videoüberwachung ist erwiesenermassen ein Mittel, ein geeignetes Mittel auch, um gerade Gewalt und Vandalismus zu bekämpfen.
Ja genau. In wiefern ist Videoüberwachung ein erwiesenes Mittel? Und ein geeignetes Mittel ist es erst recht nicht.

Die Kameras hätten eigendlich ja schon im Oktober laufen sollen, aber da schien es Probleme gegeben zu haben. Die Stadträtin meint dazu:
Es war geplant, die ersten Kameras sind Mitte Oktober montiert worden. Man dachte, die Installationsarbeiten gehen ein bisschen schneller vorwärts. Es gab da Verzögerungen, technischer Natur... Öhm. Der Fortschritt, der Arbeitsfortschritt hängt auch immer davon ab, von den Rohranlagen, von dem Zustand dieser Rohranlagen. Gerade von denen, die bereits vorhanden sind. Da kann man im voraus nicht so sagen, wie der Zustand ist. Es gab da technische... einfach Verzögerung gegeben.
Ich hab das Gefühl, dass der Stadträtin diese Frage unangenehm war. Ich weiss nicht ob die Verzögerung wirklich den Rohranlagen zuzuschreiben sind. Sie erwähnt die Anlagen doch ein, zwei mal zuviel. Auch wie sie die Frage abschliesst, lässt mich vermuten, dass da noch andere Komplikationen gab.

Aber eben. Diese Probleme scheine jetzt behoben zu sein.
Ja. Es freut mich, dass ich mitteilen kann, jetzt genau vom letzten Freitag an, dem 30. November, konnten sie wirklich die Übergabe machen und sind offiziell jetzt. Die Kameras sind alle Online und sind eingeschaltet. Und der ordentliche Betrieb wurde aufgenohmen.
 (Ich entschuldige mich für die Übersetzung. Aber Walliserdeutsch in Standarddeutsch zu übersetzen ist nicht gerade einfach)

Das erste Mal sagt die Stadträtin ich. Typisch Neusprech. Bei negativen Aussagen ist der Politiker ein man. Bei positiven ein Ich.

Ich merke auch, wie bemüht Frau Fischer-Willa ist, "neumodische" Begriffe zu nutzen. Die Kameras sind Online und eingeschaltet klingt schon seltsam.

Natürlich brüstet sich der Stadtrat immer noch mit dem Beispiel von der Simplonhalle
Ja. Man hatte da positive Erfahrungen gemacht. Gerade zum Beispiel im 2009 hatten wir in der Stadtgemeinde etwa 75'000 Franken Kosten/Schäden von Vandalismus. Und gerade da, bei der Simplonhalle gab es ja sehr viel Vandalismus. Und seitdem jetzt in der Simplonhalle das eingeführt haben, die Videoüberwachung, haben wir kein einziges Mal mehr... seither gab es da keine Schmierereien mehr.
Interessant. Für Jährlich 75'000 Franken Schäden zu bekämpfen, baut Brig für nur 475'000 Franken eine Überwachung. Ich bin zwar kein Finanzexperte, aber irgendwie geht mir da die Bilanz nicht ganz auf.

Zum Thema Wirkung auf den Bürger meint Frau Fischer-Willa:
Ich denke immer, die Bürger, die nichts zu verstecken haben und sich korrekt verhalten, müssen da ja auch keine Bedenken haben. Die Akzeptanz in der Bevölkerung, habe ich das Gefühl, ist sehr gross, eigendlich.
Ein Bürger, der nichts zu verstecken hat? Danke für die Anschuldigung. Das klingt fast so, als ob sie alle beschuldigt Dreck am Stecken zu haben, die Bedenken zur Überwachung haben. Tut mir jetzt aber wirklich Leid Frau Fischer-Willa. Ich habe keine Straftat begangen und habe trotzdem Bedenken.
Klar, Also ich verstehe, dass einzelne Leute da Bedenken haben können und vielleicht gerade vor allem am Anfang, jetzt da es gerade neu ist, Hemmungen haben. Ich denke, das ist eine Frage der Zeit.
Ich glaube kaum, dass es nur einzelne Leute sind, die Bedenken haben. Und die haben keine Hemmungen sondern sind sich lediglich ihrer Privatsphäre bewusst. Und eine Frage der Zeit ist das noch lange nicht. Solange es noch Bürger gibt, die lieber einen gläsernen Staat haben wollen, als selber durchsichtig wie Glas zu sein, ist das letzte Wort dazu noch nicht gesprochen.
Ich muss sagen, wir haben ja auch die ganzen Aspekte mit dem Datenschutz, haben wir ja alles berücksichtigt, im Reglement und jetzt auch bei der Ausführung. Da hat uns die Datenschutzbeauftragte hat uns da auch gelobt und gesagt, es sei in Ordnung. Sie werde uns als Vorzeigegemeinde auch so brauchen können.
Mich verwundert es nicht, dass sie mit dem Argument des Datenschutzes kommt. Denn der Datenschutz im Wallis steht leider auf wackligen Beinen. Versteht mich nicht falsch. Die Behörde macht ihre Arbeit gut, aber der Kanton scheint wichtigere Themen zu haben als den Datenschutz. Deshalb hat der Kanton das Budget der Behörde um 2/3 auf 100'000 Franken gekürzt. Wohin fliest das Geld jetzt? In die Wanderwege...

Immerhin sind die Standorte der Kameras signalisiert und auf der Webseite www.brig.ch publiziert. Zumindest ein bisschen Transparenz seitens Regierung.

Der Bericht ist durchaus sehenswert. Neben der Positionierung der Stadträtin, meldet sich auch die JUSO Oberwallis zum Wort. Wer sich also einen Überblick über die Lage machen will, sollte sich das VOD anschauen.

Quelle: Youtube Kanal: RZOberwallis


Freitag, 14. Dezember 2012

Der Überwachungswahn im Wallis geht weiter

Wir wissen ja bereits, dass im Wallis so ein gewisses Potential für Videoüberwachung da ist. Plötzlich wollen alle Gemeinden im Wallis ihren Polizisten die Arbeit mit Videoüberwachung erleichtern. Der neueste Kanditat ist die Gemeinde Stalden. Deren Urversammlung hat grünes Licht gegeben, die Kameras zu installieren.



Warum tun die das? Der Gemeindepräsident Egon Furrer meint dazu, dass das jetzige Polizeireglement nicht auf dem neuesten Stand sei. Vandalismus (als ob dies ein Riesenproblem im Stalden sei) und Gewaltbereitschaft (was alles mögliche bedeuten kann) seien nicht mehr zeitgemäss abgedeckt. Ich versteh nicht was er mit zeitgemäss abgedeckt meint. Es ist ja nicht so, dass sich der Vandalismus und (was auch immer er damit meint) Gewaltbereitschaft sich in der Form geändert hätte, oder täusch ich mich?!
Der Präsident gibt auch selbst zu, dass diese Taten nicht ein grosses Problem in Stalden sind. Aber:
Es gibt immer noch Einzelne mit grosser Zerstörungswut, die dann öffentliche Anlagen beschädigen. Wir müssen jetzt reagieren.
Super oder?! [sarcasm]Ist ja ein Hammer Argument, dass die Überwachung legitimieren würde.[/sarcasm] Ganz ehrlich, das reicht nicht. Ich meine Brig, Visp und Zermatt haben sich dann noch bemüht Beispiele zu finden, die ihre Argumentation untermauert.

Aber mal weiter im Text. Die Kameras sollen noch nächstes Jahr installiert werden, aber wieviele und wo sie installiert werden, ist noch nicht bekannt. Immerhin verspricht Egon Furrer, dass sie die Bevölkerung noch informieren werde (obwohl es hierfür schon zu spät ist, die Abstimmung ist ja schon gelaufen).

Ich wiederhole mich wirklich nur ungerne, aber soviel Aufwand für eine paar Verdächtige zu fassen. Ist das die neue Art von Effizienz? Das ist so als ob ich einen Feuerwehrschlauch nutze um eine einzelne Rose zu Bewässern.

Im Artikel im WB gibt es auch etwas zu lachen. Der Gemeindepräsident Egon Furrer teilt dem Journalist mit, was er für Zukunftvisionen bzgl. Polizei in Stalden hat:
Die regionale Zusammenarbeit im Polizeiwesen soll ja weiter gefördert werden, die Grundlage dafür muss also zwingend ein gutes Polizeireglement sein. Wir könnten uns sogar vorstellen, irgendwann wieder einen Polizeiposten in Stalden zu haben
Sehr realistische Visionen, das muss ich schon sagen...

Als Abschluss noch ein Kommentar von C0BR4.cH dazu
<sarcasm> Der Gemüsedieb muss um jeden Preis gefasst werden! Koste was wolle! </sarcasm>
Quelle: Walliserbote Artikel als PNG