Mittwoch, 23. Januar 2013

"Ich kann es natürlich auch nicht restlos erklären, sonst könnte man es ja auch beweisen."

Ihr wundert euch bestimmt schon, wer diesen brachialst unmöchlichen Satz rausgelassen hat? Kleiner Tipp: Es geht um Astrologie. Im Moment ist gerade eine Pedition gegen das SRF am laufen. Die Pedition verlangt von SRF die Astrologiesendung Madame Etoile aus ihrem Programm zu streichen, da Astrologie weder empirisch nachweisbar noch seriös ist. Solche Scharlatanerie darf nicht mit Steuergelder finanziert werden. Und richtig. Für so etwas will ich keine Steuern zahlen.



Die Pedition ist natürlich nicht unbemerkt geblieben (800 / 1000 Unterschriften). Und siehe da. SRF-Sprecher Marco Meroni antwortet auf die Pedition, dass Unterhaltung auch zum Programmauftrag gehöre und die Sendung Madame Etoile auf sehr beliebt sei. 

Monika Kissling aka Madame Etoile nimmt ebenfalls Stellung dazu:
Astrologie ist mitnichten Scharlatanerie, sondern die älteste Erfahrungswissenschaft überhaupt
Klar ist Astrologie alt. Und es war (Betonung auf war) auch einmal eine Wissenschaft. Aber damals hat sich das emprische (nämlich die Astronomie) noch nicht von der Astrologie abgespalten. Aber was zeichnet heute eine Erfahrungswissenschaft aus? Erfahrungswissenschaft besteht daraus sachliche Aussagen zu machen, die falsifizierbar sind. Astrologie soll also sachliche Aussagen machen die falsifizierbar sind? Ok. Das sachliche hört ja schon bei dem persönlichen Horoskop auf. Und falsifizierbar sind die Aussagen auch nicht, da sie ja die Zukunft voraussagen sollen. Ich sehe aber darin schon das Problem, dass der kausale Zusammenhang gar nicht besteht, um das auch nachprüfen zu können.

Das alles geschah noch vor dem 3. Januar. Aber am 20. tauchte ein weiterer Artikel in der Sonntagszeitung auf (für die Monika Kissling ebenfalls Horoskope erstellt).
Es stand schon in den Sternen
Bereits ein schöner Titel :)
Sie hat gewusst, dass Anfang Jahr Ärger auf sie zukommen wird. Die Sterne haben es klar vorausgesagt: «Eine klassische Konfliktkonstellation», sagt Monica Kissling. Natürlich habe sie nicht konkret gesehen, worum es sich bei den «schwierigen Umständen» handeln würde.
Ja klar. Warum hat sie das nicht schon vorher gesagt (muhaha unbewusstes Wortspiel). Aber mal weiter.
Kissling vergleicht die Sterndeutung gerne mit dem Wetterbericht. Sage dieser Regen voraus, nehme man einen Regenschirm mit. Ein Blick in die Sterne könne ebenfalls vor Überraschungen bewahren.
Nur mit dem kleinen Unterschied, dass der Wetterbericht eine Wissenschaft ist, die zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Vorhersagen über ein System macht, dass man mathematisch beschreiben kann. Und die Vorhersagen des Wetterberichts haben auch einen kausalen Zusammenhang mit dem Wettersystem. Genau dieser Zusammenhang fehlt bei der Astrologie. Tut mir leid Frau Kissling, aber ihr Vergleich hinkt ein bisschen.
 Kissling [...], sagt: «Die Freidenker sorgen dafür, dass das Thema Astrologie nun unglaublich ernst genommen wird.» Ihre drei Minuten lange, «relativ unaufgeregte Sendung» sei sogar zum Politikum geworden. Dass die CVP-Sprecherin Marianne Binder auf Tages-Anzeiger.ch von «Scharlatanerie» sprach, kann sie nicht akzeptieren. «Betrug, nein, das geht definitiv zu weit.»
Nein. Frau Kissling. Nicht ernst genohmen heisst es, sondern hinterfragen. Klar kann sie den Begriff Scharlatanerie nicht vekraften. Sie verdient ja ihr Geld damit. Soll sie ja auch machen können, aber nicht von Steuergeldern.
Unterstützung kam einzig von der SP, deren Sprecher meinte, die Hörer könnten das Radio ja abschalten, wenn sie sich gestört fühlten.
Die SP scheint nicht verstanden zu haben, worum es wirklich geht. Mich stört die Sendung an sich überhaupt nicht. Ich höre ja nicht einmal SRF. Aber  mich stört der Umstand, dass ich trotzdem dafür zahle.
Von der SP habe sie übrigens noch nie ein Mitglied in ihrer Beratungspraxis gehabt. Vertreter der SVP hingegen schon, «keine hilflosen Menschen, die sich an den letzten Grashalm klammern, sondern Männer, die mit beiden Beinen im Leben stehen».
Was sind den bitte Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen? Kann mir das mal jemand definieren?
Freidenker, das habe sie jetzt lernen müssen, «sind offenbar gegen das freie Denken».
Freidenken gegen das freie Denken? Mich würde mal interessieren, was Frau Kissling sich unter freies Denken vorstellt. Wenn jemand den Kritiker kritisiert, heisst das für mich, das dieser jemand dem Warum nicht standhalten konnte.
Da der Schweizer tolerant sei, mache sie sich aber keine Sorgen.
 Hab echt schmunzeln müssen. Der tolerante Schweizer. [sarcams]Davon gibts ja hier so viele[/sarcasm].
Viele Menschen haben Mühe mit der Vorstellung, dass die Sterne etwas mit unserem Charakter zu tun haben sollen. Bitte erklären Sie:
 Jetzt wird es interessant
 «Ich kann den Zusammenhang sehr gut erklären», sagt Kissling. Also bitte: «Ich kann es natürlich auch nicht restlos erklären, sonst könnte man es ja auch beweisen.»
Hammer oder? Soviel zum Thema Erfahrungswissenschaft und Falsifizierbarkeit
Sie redet vom Sternenhimmel als Abbildungsmodell. Vergleichbar mit der Uhr. Man könne von der Uhr die Zeit ablesen. Aber die Uhr mache die Zeit nicht. Auch der Himmel bilde nur ab. Um zu überprüfen, was die Astrologie könne, müsse man sich ein persönliches Horoskop erstellen lassen.
Damit ist auch die objektivität der "Wissenschaft" Astrologie nach eigener Aussage widerlegt. Der Vergleich mit der Uhr ist ja schon richtig, aber selbst mit diesem Vergleich sehe ich noch keinen kausalen Zusammenhang mit meinem persönlichen Leben.
Was sagen denn die Sterne? Ist der Konflikt ums Radiohoroskop bald gelöst? «Ich muss leider sagen, die erschwerten Umstände dauern an bis im März - es ist tatsächlich suboptimal.»
Gut von ihr zu wissen, dass die Sendung im März abgesetzt wird^^.

Wenn ihr auch der Meinung seid, dass Astrologie aus dem SRF Programm raus muss, dann findet ihr die Pedition hier: http://www.activism.com/de_CH/petition/srf-soll-scharlataneriepropaganda-beenden/41559

Quellen:

Mittwoch, 16. Januar 2013

Walliser Politik und der Datenschutz

Wie ihr hier im Blog schon das eine oder andere mal lesen konntet, mag der Kanton Wallis in letzter Zeit so richtig gerne die Videoüberwachung. Natürlich muss sich dann jede Gemeinde mit der Datenschutzbeauftragte auseinandersetzen. Und das ist auch gut so. Aber was kann der Datenschutz anstellen, wenn ihm plötzlich aus heiterem Himmel das Budget gekürzt wird. Und ich rede hier nicht von ein paar Tausender, sondern gleich um 200'000 CHF. Damit verringert sich das Budget von den vorherigen 300'000 auf knappe 100'000 CHF. Und das ist einfach viel zu wenig.



Was sind nun die Konsequenzen? Ganz einfach. Der Datenschutz ist im Wallis nicht mehr aufrecht zu erhalten. Und ich übertreibe mit dieser Aussage nicht einmal. Frau Ursula Sury, die Datenschutzbeauftragte vom Kanton, sagt selbst, dass sie jetzt massiv ihre Tätigkeit zurückschrauben muss. Anfragen können nicht mehr in absehbarer Zeit verarbeitet werden. Die Warteschlange an Anfragen wird immer wie grösser. Anfragen per E-Mail und Telefon können gar nicht mehr verarbeitet werden. Und das nur weil ein paar Offliner dachten, dass 300'000 CHF zuviel für diese Aufgabe sei.

Eine der Begründungen (zumindest eine, die ich gefunden habe) lautet:
Wir kritisieren nicht die Qualität der Arbeit, aber die ausufernde Art, wie die Aufgabe wahrgenommen wird
Das meinte Mathias Bregy, Präsident der Justiz-Kommission. Ich finde diese Begründung geradezu eine Frechheit. Der erste Teil der Aussage kann man getrost streichen, denn diese dient nur zur Abschwächung der eigentlichen Aussage, die da im Klartext lautet, dass zuviel Datenschutz betrieben wird.

Aber der Oberhammer kommt noch. Wisst ihr wohin das eingesparte Geld hinfliesst? Na? Logisch. In die Sanierung der Wanderwege. Damit Touristen (und wahrscheinlich auch die Politiker) weiterhin auf den Wanderwegen ihren Wein saufen können. Super oder? Auf die Privatsphäre wird geschissen nur um die sogenannten traditionellen Werte des Wallis zu verbessern. Das ist einfach nur Bullshit.

Mal ganz ehrlich. Mir ist es lieber eine Viola Amherd in der Regierung zu haben, anstatt diese Vollidioten. Frau Amherd macht sich zumindest Gedanken über Netzpolitik (auch wenn diese nicht immer korrekt sind, aber das ist nicht der Punkt). Diese alteingesessenen Weinschlürfer und Stammtischpolitiker haben wohl immer noch nicht gemerkt, dass in der heutigen Zeit der Datenschutz einfach nur (entschuldige meine Ausdrucksweise) sau-wichtig ist.

Ich möchte jetzt nicht ein Pessimist sein, aber ich sehe die Gefahren davon nur all zugut vor mir. Stellt euch vor, dass jede Gemeinde bei ihren Videoüberwachungsgeschichten genau dass in ihr Reglement reinschreiben kann, was sie will. Genau die Köpfe, die in der Gemeinde-Regierung sitzen, die sowieso überhaupt keine Ahnung von Technologien, Daten und dem Schutz dieser Daten haben, sollen darüber bestimmen, was mit unseren Daten passiert. Und das trifft beileibe nicht nur auf den Überwachungswahn zu. Sondern auch die Auskunftspflicht und die gesammelten Daten über die Bürger bei der Regierung selbst. Ebenfalls betrifft es die Datenlager der Unternehmen. Na... Kriegt ihr auch langsam Angst?

Irgendwie kommt es mir immer wieder vor, dass wir im Wallis, obwohl technisch nicht gerade hinterherhinkend, irgendwo im Mittelalter feststeckt. Und ich hab das langsam wirklich satt. Eines steht fest: Hier muss etwas getan werden.

Quellen: