Samstag, 4. März 2017

RRO und das "Darkweb"

Nach ein paar Jahren Stille muss ich wohl mal wieder meinen Senf zu einem Thema abgeben.

Am 28.02.2017, 08:02 schreibt das RRO:
Wallis: Das Internet und seine dunkle Seite


Ich frage mich, was diese Überschrift in der Rubrik Wallis verloren hat. Ist das Internet jetzt neuerdings Orts bezogen? Hab ich da was verpasst? Na gucken wir mal, was das RRO zum Internet zu sagen hat.
Das Internet vergisst nichts. Das ist nur begrenzt die Wahrheit. Denn es existieren Seiten, welche nicht zurückzuverfolgen sind. Somit stellen diese auch eine Gefahr dar.
Dass eine Seite nicht zurückzuverfolgen ist, heisst doch nicht, dass diese vergessen ist? Sie existiert ja trotzdem noch. Was heisst hier eigendlich nicht zurückverfolgbare Seiten? In der Regel ist es doch eher umgekehrt, so dass die Webseiten (oder auch alle Geheimdienste, die sich dazwischen klemmen) den User tracken. Und welche Gefahr geht denn von diesen Seiten aus? Vielleicht steht das ja weiter unten im Text?
Das Internet kann grob in drei Ebenen zerlegt werden. Die erste ist die Oberfläche und wie der Name schon sagt, sind die Informationen dort für alle zugänglich und sichtbar.
Und es geht los mit der Kategorisierung des Internets... *sigh*. Ich habe ja so meine Probleme mit den Bezeichnungen/Definitionen des Clear-, Deep-, Darkwebs. Klar gibt es Seiten, die nicht einfach auffindbar sind, die nicht auf einem Searchengine Index sind... aber wo ist die Grenze? Aber gehen wir mal mit dem Schreiber mit.
Eine Stufe tiefer ist das Deep-Web, in welchen meist Datenbanken des Staates oder der Medizin gelagert sind. Auf diese hat auch nicht jeder Zugriff. 
Ach... "Meist Datenbanken des Staates oder der Medizin". Was ist mit geschützten Bereichen einer Webseite? Administrationsinterfaces von Hostern? Paywalls von Medien? Die Zählen nicht oder wie? Die besagten Datenbanken des Staates sind nur ein kleiner Teil davon. Und die Medizin versucht eher (oder hoffe ich zumindest) die Daten nicht direkt im Netz unterzubringen.

Schliesslich gibt es noch das Dark-Web. Auch dort lässt der Name schon erahnen, worum es geht. 
Schwarze Seiten? Licht-Aus Maschinen? Erleuchte mich, bitte.
Das Dark-Web öffnet Pforten für illegale Machenschaften. 
Das "Darkweb" ist also schuld an illegalen Machenschaften? Genauso wie Brot der Auslöser für Amokläufe sind? Und ja, es gibt da seltsame Seiten in den Dunklen Ecken des Internets, aber sind diese noch lange nicht alles, was im Darkweb umherfläucht.
rro-Digitalredaktor [] erklärt: "Durch einen speziellen Browser mit anderen Links gelangt ein Suchender auf die Seiten des Dark-Webs. 
Das Darkweb ist also das Tor-Netzwerk!? Nein, ist es natürlich nicht. Tor ist nur ein Browser, der wie alle anderen Browser auch auf Webseiten zugreifen kann. Nur macht der Browser es so, dass die Webseite nicht weiss, wer sie gerade ansurft. "Darkwebsites" (oh, da muss ich mich fast selbst auf die Schulter klopfen für diese Wordschöpfung) können auch auf andere Wege angesurft werden. Dazu braucht es nicht zwangsläufig Tor.

Tor wird hier mal wieder dämonisiert, was es eigentlich nicht verdient hat. Viele Journalisten und Dissidenten sind auf Tor angewiesen, damit diese überhaupt Kommunizieren können. Mediziner und Juristen kommen unter Umständen auch nicht drum herum mittels Tor ihre Kommunikation abzusichern und damit auch sich selbst abzusichern. Tor ist ein grosser Player beim umgehen von Netzsperren. Diese Sachen darf man nicht vergessen.
Ich formuliere es mal so: Man kann mit einem Hammer entweder Nägel einschlagen oder Köpfe einschlagen. Ist der Hammer jetzt dadurch ein böses Tool?

Die "anderen Links" beziehen sich wahrscheinlich auf .onion Adressen. onion Adressen sind "Hidden Serivces" welche es erlauben, Dienste innerhalb des Tornetzes zu schieben. Facebook hat auch so eine Adresse. Zählt Facebook jetzt zum bösen Darkweb?
Es sind aber nicht die typischen Links, welche mit einem 'www' beginnen und beispielsweise mit '.ch' enden." 
Die Typischen Links beginnen ja alle mit www und Enden auf .ch... Was hat der Typ geraucht? Nach dieser Definition sind Dienste wie translate.google.com, tweetdeck.twitter.com, blog.fefe.de und auch dieses Blog im Darkweb.
Das wohl grösste Problem beim Dark-Web sei, dass es nicht zurückzuverfolgen sei. Somit hinterlasse ein User keine Spuren im Netz. 
Halt, Moment mal. Wer ist jetzt hier nicht zurückverfolgbar?
Dadurch sei die Gefahr sehr gross. 
Welche Gefahr denn? Das wurde immer noch nicht erwähnt.
"Ich denke, es ist das Beste, das Thema Dark-Web offen mit seinen Kindern anzusprechen. Denn der Begriff ist bekannt und so gilt es, präventive Massnahmen zu ergreifen." 
Prinzipiell keine Schlechte Idee, aber anstatt nur das Thema Dark-Web offen zu besprechen, kann man das komplett auf die Medienkompetenz ausweiten. Ja, der Begriff ist bekannt, aber es fehlt an einer guten Definition. Welche präventiven Massnahmen werden den Vorgeschlagen? Tor verbieten? Das Internet ausschalten? Mir gefällt nicht, in welche Richtung sich das entwickeln kann.
Agieren statt reagieren, laute die Devise. "Es ist aber sicherlich wichtig zu erwähnen, dass das Dark-Web nicht nur Illegales und Schlechtes an sich hat"
Im letzten Verdammten Satz kommt dir das noch in den Sinn? So im Stille 2 Stunden Reden und dann mit "Ach so neben bei, nicht alles ist schlecht"

Mich beschleicht das Gefühl, dass der Schreiber des Artikels nicht gerade mit Wissen getränkt ist worden geschweige denn auch nur etwas weiter Recherchiert hat als die ersten paar Hits, die ihm Google unter dem Suchbegriff Darkweb gegeben haben.

Tut mir leid, ich verstehe ja, dass man technische Themen für die Öffentlichkeit herunterbrechen muss, aber das ist doch lange kein Grund, Informationen nicht korrekt wiederzugeben. Damit wird doch nur die "Angst" vor dem "bösen" Internet geschürt. Oder war das vielleicht auch der Zweck des Artikels?

Update:

Mmh. So wie es aussieht, das der Schreiber noch einen Blogartikel auf das Digitalblog von rro veröffentlicht.
Wenn man über das Internet spricht, denken viele Menschen an Google. Logisch, da Google in unseren Breitengraden ein unheimlich hoher Marktanteil geniesst. Dennoch ist das Internet weit mehr als nur die ersichtliche Oberfläche, welche Suchmaschinen wie Google, absuchen. Der grösste Teil des Internets ist nämlich nicht direkt ersichtlich:
Mit diesem Bild darunter: http://rro.ch/digital/wp-content/uploads/2017/03/r2_j9zb978B4_orig_52b183a3.jpg

Ich weiss leider nicht, von wem das Bild kommt (im Blog steht nur chip.de ohne weiterführenden Link) aber betrachten wir das doch mal genauer. Da sehen wir, dass Wikileaks im Deep Web zu finden sei. Gegenbeweis: https://www.google.ch/?gfe_rd=cr&ei=saC6WOyZCseX8QfjyqjADQ#q=wikileaks&* Wikileaks ist googlebar. Also definitiv
nicht versteckt. Ist auch amüsant, das Porn und Illegal Porn mit einer Schnur zusammenhängen soll, als ob das auch die gleichen Betreiber wären. Oh, und Hacker tummeln sich da auch noch rum und kommen nicht an die Oberfläche... Was für ein Schwachsinn.
Neben dem ’normalen Internet‘ gibt es zudem das Depp Web und macht den grössten Teil des Internets aus.
Das Depp Web? Der ist gut xD
Dieses beinhaltet unter anderem Datenbanken von Staate
Comedy Gold

Das Deep Web wird öfters direkt als illegal bezeichnet. Allein der Zugang zum Depp Web ist jedoch nicht illegal. Im Deep Web gibt es wie an der Oberfläche Foren, über welche man sich zu x-beliebigen Themen informieren lassen kann.
Das ist schon besser erklärt. War doch nicht so schwierig oder?
Oftmals organisieren sich Hacker in Gruppen im Deep Web, da man in diesem sozusagen keine oder nur sehr wenige Spuren hinterlässt. (An dieser Stelle sei kurz gesagt, dass Hacking nicht immer negativ sein muss. Es gibt nämlich auch das ‚Hacking for the good‘, wie dies zum Beispiel der Chaos Computer Club in Berlin macht.)
Da hat jemand doch aufgepasst. Hacker organisieren sich nicht nur im Deep Web. Das lässt sich auch gar nicht abschätzen, wo sich die Hacker mehr treffen. In ihren Hackerspaces oder im Deep Web? Wenn man bedenkt, dass Anonymous sich weitestgehen via 4chan organisiert und 4chan ist nicht gerade wirklich eine versteckte Seite.

Nur eine kleine Randnotiz: Der CCC ist nicht nur in Berlin aktiv...
Dennoch gibt es in diesem Depp Web eben auch der dunkle Teil; deep dark web. 
Jetzt kommt noch ein dritter Begriff? Was kommt als nächstes? The Deep Dark Core Web?
Auf diesen Seiten hört der Spass auf. Drogen- und Waffengeschäfte sind, oh wunder, illegal.
Was haben diese Sätze hier zu suchen? Drogen und Waffengeschäfte sind zwar illegal, hat aber bis jetzt noch nie verhindert, dass diverse Staaten (und auch Westliche Staaten) ihre Finger dick in diesem Geschäft haben.
Der Zugang zum Deep Web erfolgt über spezielle Browser. Zudem unterscheiden sich die Adressen der Webseiten etwas von der normalen xyz.ch Struktur. Üblicherweise sieht man eine konfuse Anordnung von Zahlen und Buchstaben mit der Domain .onion.
Ich nutze die Gelegenheit mal und schreibe hier ein paar dieser "bösen" Adressen auf:
Ja, diese Adressen sind nur mit dem Tor Browser ansurfbar, aber sind nicht immer Bestandteil des Dunklen Internets. Es ist sowieso schwierig, das Internet auf diese Weise zu Kategorisieren. Warum also eigendlich nicht so lassen? Es ist halt einfach das Internet.

Wenn ihr auch mal ins "böse" Internet abtauchen wollt: https://www.torproject.org/
Vergesst aber nicht, den Kapuzenpullover anzuziehen, Kapuze hochzuziehen und die Sonnenbrille aufzusetzten.

Quellen:
[rro] http://www.rro.ch/cms/das-internet-vergisst-nichts-das-ist-nur-begrenzt-die-wahrheit-denn-es-existieren-seiten-welche-nicht-zurueckzuverfolgen-sind-somit-stellen-diese-auch-eine-gefahr-dar-89424
[rro/digital] http://rro.ch/digital/2017/03/04/deep-dark-web/