Samstag, 6. Juli 2013

Terro(u)rismus

Tourismus ist ja ein wichtiger, sagen wir mal, Rohstoff der Schweiz. An jedem zweiten Ort stapeln sich Hotels. Klar dass da auch Daten gesammelt werden. Die Hotels möchten ja wissen, welche Touristen ihnen die Zimmer zerstören^^. Aber dass diese Daten an die Polizei übermittelt werden und das auch noch täglich. Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht.

In zwölf Kantonen wird diese Sache praktiziert. Nun das abschnorcheln der Daten ist die eine Sache, aber der Umgang dieser Daten ist echt ein Horror. Denn die Daten (Was weit über 1 Millionen Datensätze pro Jahr sein dürfte aber wissen tut es niemand so wirklich) werden mit den Fahndungssystemen RIPOL (das ist das Dingens der Schweiz) und SIS (Das Dingens von Europa) abgeglichen.
Und jetzt stellt euch vor, wieviele Touristen auch vermeintliche, mutmassliche oder wie auch immer geartete Terroristen sind. Genau. Unter einem Prozent. Weit unter einen Prozent! Die landen aber Trotzem in der Datenbank für 3 Jahre. Lasst euch das einmal auf der Zunge zergehen. Ihr geht zB.: für 3 Tage nach Deutschland. Und Zag, seit ihr für drei Jahre in deren und in dem Fahndungssystem von Europa eingetragen (Achtung. Ist nur ein Beispiel. Ob Deutschland auch so verfährt weiss ich nicht).
Diese Regelung ist seit 2008 in Kraft. 5 Jahre lang. Da sammelt sich einiges an. Und wieviel wird davon auch nützlich sein? Ich denke mal, nichts. Aber das hat ja das Abschnorcheln von Daten ansich. Der Overheap ist einfach viel zu riesig.
Dazu kommt noch, dass der Ganze Prozess an sich völlig intransparent ist. Weder weiss Jemand, wieviele Datensätze da abrauchen, wer sich damit befassst und wie es um den Datenschutz an sich geht. [Sarcasm]Tolle Sache[/Sarcams]
Also, wenn ihr in der Schweiz in ein Hotel absteigen wollt und nicht für drei Jahre im Fahndungssystem landen wollt. Tut dies nicht in folgenden Kantonen:
  • Zürich
  • Genf
  • Tessin
  • Wallis
  • Neuenburg
  • Jura
  • Freiburg
  • Nidwalden
  • Zug
  • Thurgau
  • Glarus
  • Appenzell-Ausserhoden
Steigt besser in einem der anderen Kantone ab und nutzt die Bahn oder sonstige ÖVs zu eurem Ziel.
Aber immerhin gibt es bereits Reaktionen. Die Piratenpartei Zürich und Wallis sind da schon etwas am Werkeln. Und den Datenschutzbeauftragten gefällt die Sache auch nicht wirklich. Es bleibt also abzuwarten, ob sich hier etwas ändert, oder ob es akzeptiert wird (was ich nicht glauben will).

Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickeln wird...

Quellen:
 PS.: Danke dataCore für den Hint zum Thema

Montag, 1. Juli 2013

Die "positive Bilanz" des Briger CCTV

Das Thema ist zwar schon über eine Woche alt. Aber ich kam noch nicht dazu etwas darüber zu schreiben. Es geht um den Artikel
Zwei dicke Fische zappelten bereits im Video-Netz
vom Walliser Boten des Samstags, 22. Juni

Natürlich geht es, wie sollte es auch anders sein, um die Briger Videoüberwachung. Die Stadträtin Sigrid Fischer-Willa hat damit einen weiteren Versuch gestartet, die Videoüberwachung als supergut darzustellen. Aber schauen wir uns den Artikel mal genauer an.
Der Briger Polizeikommandant Kurt Bumann liess die Katze bei der gestrigen Pressekonferenz aus dem Sack: Bei der Ergreifung des mutmasslichen Täters, der im März drohte, eine Bombe im Simplontunnel zu platzieren, spielte die Videoüberwachung eine entscheidende Rolle.
Ich bin der Überzeugung, dass der Täter auch ohne CCTV gefasst hätte werden können. Aber gönnen wir ihnen diesen Teilsieg einmal.
Auch bei einem Einbruch in ein Bijouterieladen war die Technik ein massgeblicher Punkt, dass der Täter schliesslich verhaftet werden konnte.Kurios: Die Taten der beiden dicksten Fische, die der Polizei aufgrund der Videoüberwachung ins Netz gingen, passierten am selben Tag.
Damit sind es also zwei Fälle, bei der die Videoüberwachung angeblich geholfen habe. Ohne genauere Berichte kann ich leider nicht beurteilen, wie wichtig CCTV zur Ergreifung der Täter war. Ohne diese Berichte sind dies nur Aussagen die sich nicht verifizieren lassen.
Auch desshalb zog die zuständige Ressortleiterin und Stadträtin Sigrid Fischer-Willa eine positive Bilanz. "Die Videoüberwachung ist ein Thema, dass die Bürger beschäftigt. Die Überwachung stellt einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Bürger dar."
Immerhin zeigt Sie sich mal ein bisschen Einsichtig. Nur leider zieht der nächste Satz die beiden vorausgegangen ins Lächerliche.
"Aufgrund der ersten Erfahrungen ziehen wir aber eine durchaus erfreuliche Bilanz"
 Zu dieser Bilanz komme ich noch zu sprechen.

Die Anlage ist bereits seit 30. November 2012 in Betrieb. Die haben wohl ihre Kameras (sind glaub ich 12+ Stück) an der Simplonhalle vergessen. Die laufen, Irrtum vorbehalten, seit 2008.

Die 31 Kameras sammeln Daten, die für 96 Stunden zwischengespeichert werden. Das sind ganze 4 Tage. Zugriff darauf haben zwei Agenden der Polizei. Das Vertrauen in die Polizei in allen Ehren, aber wer überprüft den die beiden Agenden? Machen die Ihre Arbeit korrekt? Was Qualifiziert die Beiden, die Bevölkerung auszuspionieren?
Bisher nutzten [die Stadtpolizei] die Videoüberwachung 39 Mal, teils auch zu Übungszwecken
Wieviele Male waren es denn für Übungszwecke? Aber merken wir uns einmal die 39 Male. Die ist für die Bilanz noch wichtig.
"Die Videoüberwachung wirkt einerseits präventiv, andererseits aber auch repressiv", meinte die Stadträtin
Das die Überwachung repressiv wirkt kann ich ja noch verstehen. Aber präventiv? Wie? Und vor allem Warum?
Die Erwartungen seien bisher klar erfüllt worden, meinte Fischer-Willa. "Sowohl im präventiven Bereich als auch bei der Strafverfolgung wurde die gewünschte Wirkung erziehlt." Die Stadtgemeinde verzeichnete einen starken Rückgang bei den Vandalenakten, Sprayereien und sonstigen Sachbeschädigungen. Zudem hätte bis anhin keine Verlagerung stattgefunden.
Was waren den die Erwahrtungen? Was war die gewünschte Wirkung? Das wird nirgends gesagt. Und den Rückgang der Straftaten glaube ich euch erst, wenn ich die Zahlen sehe. Und ich meine damit nicht die Statistiken von 2008 oder so. Sondern aktuelle Zahlen. Aber ich glaube gerne, dass die Stadtregierung die Zahlen nur ungern herausrückt. Es könnte aja herauskommen, das der Rückgang doch nicht so gross war, wie Frau Fischer-Willa uns weissmachen will. Also Bitte. Schluss mit der Salamitaktik. Ich will Fakten sehen.
Auch zum Datenschutz äusserte sich die Ressortleiterin. "Die kantonale Datenschutzbeauftragte hat das Projekt von Anfang an begleitet. Alle möglichen Massnahmen wurden ergriffen, um einen allfälligen Datenmissbrauch zu verhindern."
Dem regelmässigen Leser dieses Blogs weiss, wie es um den Datenschutz im Wallis steht. Wer das noch nicht weiss kann es in diesem Post nachlesen.
Auch der Stadtpräsident Louis Ursprung meldete sich zu Wort:
"Ursprünglich war ich ein Gegner der Videoüberwachung. Nachdem ich gesehen habe, dass insbesondere der Datenschutz funktioniert, habe ich meine Meinung geändert"
 Wie gesagt. Der Datenschutz ist im Wallis nicht mehr existent. Also machen Sie sich nicht lächerlich.
Die Videoüberwachung leiste einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit.
Zu welchem Preis? Ich mag meine Freiheit und bin nicht bereit für das bisschen Sicherheit auch nur ein Stück davon aufzugeben

Aber kommen wir jetzt zu der "positiven Bilanz". Ich rechne:
Die Anlage ist seit einem halben Jahr in Betrieb. Also das sind insgesamt etwa 180 Tage. Brig hat mehr als 5000 Einwohner. Ich nehme hier mal an, dass die Kameras pro Tag 100 Leute filmt. Damit würde über das halbe Jahr 18'000 Menschen gefilmt. 39 Mal wurden die Kameras genutzt. Und in mindestens in Zwei Fällen erfolgreich.
Erwiesene (zumindest in Augen der Stadtregierung) Erfolgsquote bei 100 Menschen am Tag:
0.1 Promille
Nehmen wir mal an, das die 39 Einsätze alle Erfolgreich waren, ergibt sich daraus eine Quote (wieder mit 100 Menschen am Tag):
2.1 Promille
Und wir wissen alle, dass die Kameras bestimmt mehr als 1000 Menschen am Tag filmt. Das drückt die Quote noch viel weiter nach unten. Ich weiss ja nicht, aber würdet ihr das als positive Bilanz sehen? Ich jedenfalls nicht.